Mittwoch, 6. September 2017

Norway by Bus

Nach mehr als sieben Jahren geht es für uns wieder einmal nach Norwegen. Damals waren wir lediglich mit dem Rucksack unterwegs, heute geht die Reise mit unserem Camperbus schon etwas luxuriöser von statten (man wird ja auch älter😉). Nach einem Zwischenstopp bei Imkes Eltern geht es weiter Richtung Dänemark wo wir uns auf dem Weg eine der größten Wanderdünen Europas anschauen. Einige Häuser und der halbe Leuchtturm sind ihr schon zum Opfer gefallen und der stetige Westwind treibt den Sand immer weiter ins Landesinnere. Tags drauf setzen wir vom dänischen Hirtshals mit der Fähre rüber nach Kristiansand. Beim Check-in bekamen wir ganz zu unserer Verwunderung zwei Tabletten in die Hand gedrückt. Aufgrund des starken Windes war die See sehr rau und die Pillen sollten uns vor Übelkeit bewahren. Bei Imke haben sie, wie bei duzenden anderen Gästen, leider nicht geholfen und so wurde die extrem schwankende Überfahrt zur Tortur.
Umso glücklicher waren wir, nach 1 1/2 Stunden Verspätung, auf dem norwegischen Festland angenommen zu sein. Unsere erste Etappe führte uns an der Küste entlang nach Westen Richtung Stavanger. Auf dem Weg dorthin kamen wir am südlichsten Punkt Norwegens, den Lyndesnes Fyr vorbei, besuchten nette Küstenstädtchen und schlenderten an einigen der schönen Sandstrände entlang. Diese luden jedoch entgegen der Hinweise unseres Reiseführers weniger zum Baden ein, da sich die Temperaturen meist um die 14 Grad bewegten (und das Anfang August!) und der Wind mit gelegentlichen Regen die Lust auch nicht gerade steigerte. In Stavanger gönnten wir uns dann zur Abwechslung einen Campingplatz (in der Regel campten wird „Wild“) und erkundeten die Stadt zu Fuß. Die viertgrößte Stadt des Landes hat vor allem einiges an Streetart zu bieten und ist, wie fast jede Stadt in Norwegen, schön am Wasser gelegen. Vom Hafen aus geht es für uns mit der Autofähre durch den beeindruckenden Lysefjord bis nach Lysebotn. Vom Schiff aus konnten wir in 1000m Höhe  bereits unser Ziel für den nächsten Tag, den Kjeragfelsen bestaunen. Um den Menschenmassen aus dem Weg zu gehen, starteten wir die Wanderung zu diesem spektakulären Brocken, welcher zwischen zwei Felswänden eingeklemmt ist und unter dem es fast 1000m senkrecht hinab geht, schon morgens um 6 Uhr. Oben angekommen genossen wir die einmalige Aussicht auf den unter uns liegenden Fjord und machten die berühmten Kjeragfotos, wobei mir mein Respekt vor der Höhe es nicht erlaubt hat die 30cm breite Fläche in Schwindelerregender Höhe zu betreten. Am nächsten Tag setzten wir über den Lysefjord um auf der anderen Seite den wohl bekanntesten Felsklotz Norwegens zu besteigen. Der Preikestolen (Predigtstuhl) ist eine quadratische Kanzel mit über 600m hohen senkrechten, wie mit dem Messer abgeschnittenen Seitenwänden und ist der Touristenmagnet für Wanderer. Deshalb ging es auch hier für uns früh los (ausschlafen im Urlaub wird eh überbewertet) um als eine der ersten den Gipfel zu erreichen und den surrealen Ausblick zu erleben.
Über extrem enge Passstraßen ging es dem Sor- und den Hadangerfjord folgend, immer weiter gen Norden. Süd-Westlich des Sorfjords erstreckt sich über 214 km² der Folgevonna Gletscher (drittgrößter Gletscher Norwegens). Über eine zweistündige Wanderung entlang des tosenden Schmelzwasserflusses erreichten wir die Gletscherzunge Buarbreen. Einige steile Stellen sind mit einem Seil gesichert an dem man sich beim Abstieg „a la Bear Grylls“ herablassen kann was der Tour das gewisse extra verleiht.
Über Island hatte ich einmal geschrieben es sei das Land des Wassers (https://imkeandbastiaroundtheworld.blogspot.de/2013/08/island-des-wassers.html). Auf Norwegen trifft dieser Satz jedoch mindestens genauso zu. Egal ob die unzähligen Fjorde und Seen, die häufigen Niederschläge oder die hunderten Wasserfälle welche die Felswände herunter stürzen, das Wasser ist hier jederzeit omnipräsent. Auch die wohl schönste Stadt des Landes macht da keine Ausnahme. Ganz im Gegenteil: Bergen hält mit 240 Regentagen im Jahr den Regenrekord in ganz Europa. So hat es uns doch sehr verwundert, dass wir die Stadt bei unserem Kurzausflug trockenen Fußes erkunden konnten. Natürlich durften bei der Besichtigung die alten Brygge Häuser am Hafen nicht fehlen. Die beste Aussicht über die Stadt hat man sicherlich vom Hausberg Floyen welchen wir mit der Sandseilbahn (bis zu 26% Steigung!) erreichten.
Nach der Hälfte unseres Urlaubs machten wir uns langsam wieder auf den Rückweg mussten jedoch vorher noch etwas nachholen was uns vor 7 Jahren verwehrt blieb. Damals hatten wir als eine unserer ersten Reisen eine fünftägige Wanderung (mit viel zu schweren Rucksäcken) durch das menschenfeindliche Hochplateau der Hadangervidda gemacht. Schon nach den ersten Tagen tat uns der ganze Körper weh und die fehlenden Attraktionen der monotonen Landschaft machten es nicht einfacher (bis heute war diese Wanderung die härteste welche wir je unternommen haben). So zogen wir einen Großteil unserer Motivation aus der Aussicht auf einen der schönsten Wasserfälle Norwegens, welcher am Ende der Wanderung auf uns warten sollte. Als wir schließlich am Voringsfossen ankamen, konnten wir den Wasserfall aufgrund des dichten Nebels nur akustisch wahrnehmen und zogen enttäuscht weiter. Diesmal hatten wir mehr Glück und hatten einen einwandfreien Blick auf den tosenden Wasserfall und konnten somit nach über sieben Jahren mit der Wanderung unseren Frieden schließen.
Bevor es wieder Richtung Heimat ging, hatten wir noch ein letztes Ziel vor Augen. Die Trolltunga (Trollzunge) ist ein 10m langer Felsvorsprung, welcher über dem See Ringedalsvatnet in über 700m Höhe thront. Die 28km Lange Wanderung dorthin ist mit 10 Stunden ausgeschrieben und so machten wir uns morgens um 6 Uhr auf dem Weg. Da um diese Uhrzeit schon einige andere vor und starteten legte Imke gleich zu Beginn den Turbo ein um unseren „Rückstand“ wett zu machen. So sammelten wir unsere „Gegner“, so wie Super Mario seine Goldmünzen, einem nach dem anderen ein (ich glaube in Imke's Kopf machte es wie in dem Nintendo-Klassiker bei jeder überholten Person „Bing“). Um unsere Aufholjagd nicht wieder zu Nichte zu machen, verkniff ich mir auf dem Hinweg Fotos zu machen und so erreichten wir nach 3:20min unser Ziel. Da zu diesem Zeitpunkt noch nicht allzu viele Menschen vor Ort waren, konnten wir die Aussicht genießen und uns auf die Trollzunge für ein Foto wagen. Als nach und nach die Menschenmassen (ca. 400 Personen pro Tag) eintrafen, machten wir uns wieder auf den Rückweg. Diesmal ließen wir es ruhiger angehen und machten an einem atemberaubenden Aussichtspunkt den wohl verdienten Brotzeitstopp.
Nach dieser kräftezehrenden letzten Tour gaben wir unseren Muskeln eine wohlverdiente Pause und entspannten uns auf dem Weg nach Kristiansand in einer Therme. In der Hafenstadt angekommen trennten uns noch 1.500 km von München, welche wir in zwei Tagen und einen Zwischenstopp in Bremen zurücklegten.


Rubjerg Knude (Wanderdüne)













Mandal




Lyndesnes Fyr




Feda



Helleren





Stavanger







Fährfahrt Lysefjord



Preikestollen





finde den Kjerag-Felsen

netter Schlafplatz




Kjerag-Wanderung




Kjeragbolten















on the road


Preikestolen Wanderung

on top of Preikestolen


















Latefossen


Buarbreen Gletscher




Bear Grylls Style







Bergen
Bryggen


Blick vom Hausberg Floyen





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Steinsdalsfossen



Vøringfossen 2011

Vøringfossen 2017



Husedalen Valley



Wanderung zur Trolltunga

Trolltunga















Norwegischer Hochsommer