Nach mehr als sieben Jahren geht es für uns wieder einmal
nach Norwegen. Damals waren wir lediglich mit dem Rucksack unterwegs, heute
geht die Reise mit unserem Camperbus schon etwas luxuriöser von statten (man
wird ja auch älter😉). Nach einem
Zwischenstopp bei Imkes Eltern geht es weiter Richtung Dänemark wo wir uns auf
dem Weg eine der größten Wanderdünen Europas anschauen. Einige Häuser und der
halbe Leuchtturm sind ihr schon zum Opfer gefallen und der stetige Westwind
treibt den Sand immer weiter ins Landesinnere. Tags drauf setzen wir vom
dänischen Hirtshals mit der Fähre rüber nach Kristiansand. Beim Check-in
bekamen wir ganz zu unserer Verwunderung zwei Tabletten in die Hand gedrückt.
Aufgrund des starken Windes war die See sehr rau und die Pillen sollten uns vor
Übelkeit bewahren. Bei Imke haben sie, wie bei duzenden anderen Gästen, leider
nicht geholfen und so wurde die extrem schwankende Überfahrt zur Tortur.
Umso glücklicher waren wir, nach 1 1/2 Stunden Verspätung,
auf dem norwegischen Festland angenommen zu sein. Unsere erste Etappe führte
uns an der Küste entlang nach Westen Richtung Stavanger. Auf dem Weg dorthin
kamen wir am südlichsten Punkt Norwegens, den Lyndesnes Fyr vorbei, besuchten
nette Küstenstädtchen und schlenderten an einigen der schönen Sandstrände
entlang. Diese luden jedoch entgegen der Hinweise unseres Reiseführers weniger
zum Baden ein, da sich die Temperaturen meist um die 14 Grad bewegten (und das
Anfang August!) und der Wind mit gelegentlichen Regen die Lust auch nicht
gerade steigerte. In Stavanger gönnten wir uns dann zur Abwechslung einen
Campingplatz (in der Regel campten wird „Wild“) und erkundeten die Stadt zu
Fuß. Die viertgrößte Stadt des Landes hat vor allem einiges an Streetart zu
bieten und ist, wie fast jede Stadt in Norwegen, schön am Wasser gelegen. Vom
Hafen aus geht es für uns mit der Autofähre durch den beeindruckenden Lysefjord
bis nach Lysebotn. Vom Schiff aus konnten wir in 1000m Höhe bereits unser Ziel für den nächsten Tag, den
Kjeragfelsen bestaunen. Um den Menschenmassen aus dem Weg zu gehen, starteten
wir die Wanderung zu diesem spektakulären Brocken, welcher zwischen zwei
Felswänden eingeklemmt ist und unter dem es fast 1000m senkrecht hinab geht,
schon morgens um 6 Uhr. Oben angekommen genossen wir die einmalige Aussicht auf
den unter uns liegenden Fjord und machten die berühmten Kjeragfotos, wobei mir
mein Respekt vor der Höhe es nicht erlaubt hat die 30cm breite Fläche in
Schwindelerregender Höhe zu betreten. Am nächsten Tag setzten wir über den
Lysefjord um auf der anderen Seite den wohl bekanntesten Felsklotz Norwegens zu
besteigen. Der Preikestolen (Predigtstuhl) ist eine quadratische Kanzel mit
über 600m hohen senkrechten, wie mit dem Messer abgeschnittenen Seitenwänden
und ist der Touristenmagnet für Wanderer. Deshalb ging es auch hier für uns
früh los (ausschlafen im Urlaub wird eh überbewertet) um als eine der ersten
den Gipfel zu erreichen und den surrealen Ausblick zu erleben.
Über extrem enge Passstraßen ging es dem Sor- und den
Hadangerfjord folgend, immer weiter gen Norden. Süd-Westlich des Sorfjords
erstreckt sich über 214 km² der Folgevonna Gletscher (drittgrößter Gletscher
Norwegens). Über eine zweistündige Wanderung entlang des tosenden
Schmelzwasserflusses erreichten wir die Gletscherzunge Buarbreen. Einige steile
Stellen sind mit einem Seil gesichert an dem man sich beim Abstieg „a la Bear
Grylls“ herablassen kann was der Tour das gewisse extra verleiht.
Über Island hatte ich einmal geschrieben es sei das Land des
Wassers (https://imkeandbastiaroundtheworld.blogspot.de/2013/08/island-des-wassers.html).
Auf Norwegen trifft dieser Satz jedoch mindestens genauso zu. Egal ob die
unzähligen Fjorde und Seen, die häufigen Niederschläge oder die hunderten
Wasserfälle welche die Felswände herunter stürzen, das Wasser ist hier
jederzeit omnipräsent. Auch die wohl schönste Stadt des Landes macht da keine
Ausnahme. Ganz im Gegenteil: Bergen hält mit 240 Regentagen im Jahr den Regenrekord
in ganz Europa. So hat es uns doch sehr verwundert, dass wir die Stadt bei
unserem Kurzausflug trockenen Fußes erkunden konnten. Natürlich durften bei der
Besichtigung die alten Brygge Häuser am Hafen nicht fehlen. Die beste Aussicht
über die Stadt hat man sicherlich vom Hausberg Floyen welchen wir mit der
Sandseilbahn (bis zu 26% Steigung!) erreichten.
Nach der Hälfte unseres Urlaubs machten wir uns langsam
wieder auf den Rückweg mussten jedoch vorher noch etwas nachholen was uns vor 7
Jahren verwehrt blieb. Damals hatten wir als eine unserer ersten Reisen eine
fünftägige Wanderung (mit viel zu schweren Rucksäcken) durch das
menschenfeindliche Hochplateau der Hadangervidda gemacht. Schon nach den ersten
Tagen tat uns der ganze Körper weh und die fehlenden Attraktionen der monotonen
Landschaft machten es nicht einfacher (bis heute war diese Wanderung die
härteste welche wir je unternommen haben). So zogen wir einen Großteil unserer
Motivation aus der Aussicht auf einen der schönsten Wasserfälle Norwegens,
welcher am Ende der Wanderung auf uns warten sollte. Als wir schließlich am
Voringsfossen ankamen, konnten wir den Wasserfall aufgrund des dichten Nebels
nur akustisch wahrnehmen und zogen enttäuscht weiter. Diesmal hatten wir mehr
Glück und hatten einen einwandfreien Blick auf den tosenden Wasserfall und
konnten somit nach über sieben Jahren mit der Wanderung unseren Frieden
schließen.
Bevor es wieder Richtung Heimat ging, hatten wir noch ein
letztes Ziel vor Augen. Die Trolltunga (Trollzunge) ist ein 10m langer Felsvorsprung,
welcher über dem See Ringedalsvatnet in über 700m Höhe thront. Die 28km Lange
Wanderung dorthin ist mit 10 Stunden ausgeschrieben und so machten wir uns morgens
um 6 Uhr auf dem Weg. Da um diese Uhrzeit schon einige andere vor und starteten
legte Imke gleich zu Beginn den Turbo ein um unseren „Rückstand“ wett zu
machen. So sammelten wir unsere „Gegner“, so wie Super Mario seine Goldmünzen,
einem nach dem anderen ein (ich glaube in Imke's Kopf machte es wie in dem
Nintendo-Klassiker bei jeder überholten Person „Bing“). Um unsere
Aufholjagd nicht wieder zu Nichte zu machen, verkniff ich mir auf dem Hinweg
Fotos zu machen und so erreichten wir nach 3:20min unser Ziel. Da zu diesem
Zeitpunkt noch nicht allzu viele Menschen vor Ort waren, konnten wir die
Aussicht genießen und uns auf die Trollzunge für ein Foto wagen. Als nach und
nach die Menschenmassen (ca. 400 Personen pro Tag) eintrafen, machten wir uns
wieder auf den Rückweg. Diesmal ließen wir es ruhiger angehen und machten an
einem atemberaubenden Aussichtspunkt den wohl verdienten Brotzeitstopp.
Nach dieser kräftezehrenden letzten Tour gaben wir unseren
Muskeln eine wohlverdiente Pause und entspannten uns auf dem Weg nach
Kristiansand in einer Therme. In der Hafenstadt angekommen trennten uns noch 1.500
km von München, welche wir in zwei Tagen und einen Zwischenstopp in Bremen
zurücklegten.
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Rubjerg Knude (Wanderdüne) |
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Mandal |
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Lyndesnes
Fyr |
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Feda |
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Helleren |
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Stavanger |
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Fährfahrt Lysefjord |
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Preikestollen |
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finde den Kjerag-Felsen |
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netter Schlafplatz |
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Kjerag-Wanderung |
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Kjeragbolten |
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on the road |
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Preikestolen Wanderung |
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on top of Preikestolen |
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Latefossen |
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Buarbreen Gletscher |
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Bear Grylls Style |
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Bergen |
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Bryggen |
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Blick vom Hausberg Floyen |
< |
Steinsdalsfossen |
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Vøringfossen 2011 |
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Vøringfossen 2017 |
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Husedalen Valley |
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Wanderung zur Trolltunga |
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Trolltunga |
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Norwegischer Hochsommer |
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